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Störtebeker – Freibeuter auf Kurs

Der Name Störtebeker findet seinen Ursprung wohl im Niederdeutschen von „Stürz den Becher“. Wurde Störtebeker, der zum Helden verklärte Freibeuter der Nord- und Ostsee, so genannt, weil er - wie überliefert - einen damals üblichen Krug mit vier Litern Bier in einem Zug austrinken konnte?

Zumindest sind in britischen Chroniken Piratenüberfälle dokumentiert, in welchen der Name des Kapitän Störtebeker Ende des 14.Jahrhunderts immer wieder auftaucht. Es hat ihn also wirklich gegeben. Doch was ist Wahrheit und was ist Legende?

Störtebeker soll 1401 nach der Gefangennahme durch eine hanseatische Armada in Hamburg geköpft worden sein und noch vor seiner Hinrichtung mit dem damaligen Hamburger Bürgermeister Kersten Miles einen Handel geschlossen haben. Der Henker sollte diejenigen aus einem Spalier der Piraten verschonen, an denen der Enthauptete noch vorbeilaufen konnte. Buchstäblich kopflos sei Störtebeker noch an elf Männern vorbeimarschiert, bis er tot zusammenbrach.

Die moderne Gerichtsmedizin hält diese Geschichte für physiologisch unmöglich und dennoch hält sich der Mythos des tapferen und gerechten Freibeuters bis zum heutigen Tage ungebrochen.

Um so weniger Fakten zu beweisen sind, um so größer scheint die Anziehungskraft der Geschichten rund um den Piraten Störtebeker.

Diese Sehnsucht der Menschen nach Geschichten rund um Gerechtigkeit, Freiheit und Abenteuer, gekoppelt an einen Helden war dann wohl auch ausschlaggebend für die Namensänderung der heutigen Braumanufaktur Störtebeker und darf als gekonnter Schachzug des Inhabers Jürgen Nordmann interpretiert werden. Der damals Lizenz freie Name, gibt seit 2011 der ehemaligen Stralsunder Brauerei ihren heutigen Namen.

Bereits 1827 wurde die Stralsunder Vereinsbrauerei gegründet und war damals Hoflieferant der Ostseebäder. Aufgrund steigender Nachfrage entstand Ende des 19. Jh. ein Neubau der mit modernster Technik ausgestattet war, beispielsweise einer der ersten Linde-Kältemaschinen. Die Stralsunder Vereinsbrauerei blieb im Zweiten Weltkrieg glücklicherweise von den Bombenangriffen der Alliierten verschont. Doch die Demontage der Anlagen zur Reparation und das spätere Brauen unter den Bedingungen der sozialistischen Planwirtschaft hatten eine enorme Verschlechterung der Bierqualität zur Folge.

Kurz nach der Wende wurde 1991 die Brauerei durch die Unternehmensgruppe Nordmann für den Kaufpreis von einer Million DM übernommen. Der Absatz, zu DDR-Zeiten noch bei 100.000 Hektolitern pro Jahr, ging bis 1995 auf 10.000 hl zurück. Ab 1998 wurde wieder Flaschenbier abgefüllt und die ehemalige Stralsunder Brauerei wurde behutsam wieder aufgebaut. Umfangreiche Investitionen am Standort und die Umstrukturierung zur Störtebeker Braumanufaktur unter Inhaber Jürgen Nordmann führten zu einem stetigen Wachstum. Im Jahr 2005 lag der Absatz bei 88.000 Hektolitern.

2013 markierte einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte der Störtebeker Braumanufaktur: Mit einem Bierabsatz von 110 000 Hektolitern konnte das traditionsreiche Unternehmen das bis dahin erfolgreichste Jahr verzeichnen. Entgegen der deutschlandweiten Tendenz auf dem Biermarkt, die ein Produktionsminus von zwei Prozent aufwies, wuchs der Absatz der Brauspezialitäten von Störtebeker um zehn Prozent.

„Das bestätigt, dass unser Kurs abseits des Einheitsgeschmacks und der Gleichmacherei von Bier der richtige Weg ist. Besondere Kreationen und handwerkliche Arbeit, gepaart mit einer originellen Markenstrategie haben zum Erfolg der Störtebeker Brauspezialitäten beigetragen“, resümierte damals Geschäftsführer Jürgen Nordmann. Neue Brauspezialitäten, die Erweiterung des Gärkellers, der Ausbau des Sudhauses, die Eröffnung der Gastronomie in der Elbphilharmonie in Hamburg, ein neues Etikettendesign und ein Relaunch der Webseite sind nur einige Gründe für den Aufschwung der Brauerei.  Die folgenden Zahlen geben eine kurze Übersicht: 2015 lag der Absatz bei 140.000 Hektolitern. 2016 wurden 180.000 hl Störtebeker Getränke abgefüllt und im Jahr 2018 wurden 248.000 hl Bier verkauft. Im Jahre 2020 wurde eine neue hochmoderne Abfüll-, Verpackungs- und Logistikhalle in Betrieb genommen.

Die Brauspezialitäten der Störtebeker Brauerei werden nahezu vollständig in Flasche abgefüllt und über den Handel vertrieben. Dadurch konnte die Braumanufaktur sich trotz geschlossener Gastronomien und fehlender Veranstaltungen in der Covid 19 Pandemie über ein leichtes Absatzplus freuen.

Mit insgesamt 20 verschiedenen Brauspezialitäten, sowie saisonalen Kreationen bietet die Braumanufaktur ein breit gefächertes Sortiment. Die Spezialitäten stoßen auch international auf Anerkennung. So sind drei der Störtebeker Brauspezialitäten - das Keller-Bier 1402, das Roggen-Weizen und das Pazifik-Ale - in den vergangenen Jahren zu Weltmeistern gekürt worden. Daneben gab es Auszeichnungen beim European Beer Star und dem International Craft Beer Award.

Die Nachfrage steigt beständig und der Erfolg gibt den Überzeugungstätern recht. Die Störtebeker Braumanufaktur setzt auf qualitativ hochwertige Bierspezialitäten zu einem erschwinglichen Preis. Die Zusammenarbeit der Stralsunder Brauer und der hauseigenen Biersommelieres scheint hervorragend abgestimmt, gut koordiniert und führt zur Erweiterung des Portfolios mit neuen herausragenden Bieren. Nicht ohne Grund kommt die erste weibliche Biersommelierweltmeisterin Elisa Raus aus der Störtebeker Braumanufaktur.

Interessant ist auch das jedes 7. verkaufte Störtebeker Bier alkoholfrei ist und auch hier ein Bedürfnis unserer Zeit bedient wird.

Für mich persönlich sind die Biere der Störtbeker Braumanufaktur hervorragend ausbalanciert und laden zum weiteren Genuss ein. Meine derzeitigen Favoriten sind das Überseepils, mit einer knackigen, frischfruchtigen Herbe und auch das Nordisch Hell überzeugt mich auf allen Ebenen. Bis zu diesem Hellen war ich mir ganz sicher, dass es auf dem derzeitigen Markt keines weiteren Bieres dieses Stils bedarf – doch weit gefehlt.

Ebenfalls ein absolutes Muss für jeden India Pale Ale Liebhaber ist das Pazifik-Ale, eine tropische Hopfenbombe, welche ein komplexes Aromenspiel exotischer Früchte kombiniert.

Das Atlantik-Ale alkoholfrei ist eine geschmacksintensive Alternative und setzt Maßstäbe für alkoholfreien Biergeschmack.

Neben der Herstellung der Bierspezialitäten ist auf dem Brauereigelände das Besucherzentrum Ausgangspunkt für verschiedene Aktivitäten wie Brauereiführungen und Biersommelierabende.  Im Grunde entsteht in Stralsund eine Biererlebniswelt und die Besucherzahlen von mehr als 15.000 Gästen jährlich bestärkt diese Konzept.

Ein weiterer Höhepunkt auf dem Störtebeker Brauereigelände ist die seit 2017 jährlich stattfindende Deutsche Weltmeisterschaft der Hobbybrauer. Bereits 2015 wurde im Rahmen des Störtebeker-Bierfestivals ein Wettbewerb der deutschen Hobbybrauer initiiert und traf auf hohe Resonanz.

International gibt es durchaus renommierte Wettbewerbe für Hobbybrauer, allen voran die Beer Competition beim Great American Beer Festival. Wie auch immer man als Hobbybrauer zu solchen Veranstaltungen steht, solche Wettbewerbe bieten Möglichkeiten des intensiven Austauschs und objektive Einschätzungen.

Einer der ältesten Hobbybrauerwettbewerbe in Deutschland wird von der Vereinigung der Haus- und Hobbybrauer Deutschlands seit 1999 durchgeführt. 2012 lobte dann die Camba Brauerei aus Truchtlachingen einen Wettbewerb aus, es folgten weitere Wettbewerbe in Berlin, Bremen und Mainz.

2017 rief die Baumanufaktur Störtebeker die Deutsche Meisterschaft der Hobbybrauer ins Leben. Der ein oder andere findet diese Bezeichnung vielleicht übers Ziel hinausgeschossen, doch der Popularität des Hobbybrauens würde eine offizielle deutsche Meisterschaft sicherlich positiven Vorschub geben. Zudem ist der Name der Brauerei eben auch ein wenig Programm und man versteht sich, wie anno dazumal, als Freibeuter für die Gerechte Sache.

Durch die Zusammenarbeit mit der drinktec in München konnte Störtebecker den Hobbybrauern eine noch größere Plattform bieten und Synergien schaffen.

2019 kam es dann zu einer Zusammenarbeit zwischen der Bierviale in Nürnberg und der Bayreuther Maisel & Friends Brauerei, welche mit der Ausrufung eines weiteren Hobbybrauerwettbewerbs verbunden war.

Hoffen wir im Sinne aller Hobbybrauer, dass dieses schönste aller Hobbys nicht genutzt wird, um Spielball anderer Akteure zu werden.

Für die Hobbybrauerszene wäre eine Zusammenarbeit der verschiedenen Initiatoren im Interesse der Sache wünschenswert und eine Deutsche Meisterschaft der Hobbybrauer ist eine verbindende Idee.

Denn eines ist gewiss, auch der legändere Freibeuter Klaus Störtebecker war Spielball der Mächtigen. Er segelte für den schwedischen König, gegen die Königin von Dänemark und wurde am Ende seiner Zeit durch die allmächtige Hanse gefangen genommen. Im Grunde ging es auch damals um Einfluss, Absatzmärkte und Vormachtstellungen.

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